Sonntag, 20. April 2008

Profil: Kassenärzte leiden unter ihrem Image

Hab folgenden Artikel in der letzten Ausgabe vom Profil gelesen. Traurig, was nach soo einem langem Studium auf uns zukommen wird:
Eine Zusammenfassung aus dem „Profil“ 17/08 (von Martina Lettner, Ulla Schmid und Christa Zöchling):
Medizin. Die traurige Wahrheit über Österreichs Ärzte: Autonomieverlust, Arbeitsüberlastung, magere Einstiegsgehälter. Die Gesundheitsbürokratie spart am falschen Ort.
Das überaus lange Medizinstudium nimmt darauf kaum Rücksicht. Wenn ein junger Mensch die selektionsfördernden Prüfungen gut überstanden hat, zeugt das von großer Disziplin, aber nicht unbedingt von menschlicher Reife. Der durchschnittliche Medizinstudent ist bei der Promotion 27 Jahre alt. Zwei Jahre wartet er auf einen Turnusplatz. Ein zukünftiger praktischer Arzt durchläuft die verschiedenen Stationen durchschnittlich in vier Jahren, ein künftiger Facharzt muss mit weiteren 8,5 Jahren rechnen. In dieser Zeit arbeiten die Jungärzte viele Stunden für relativ wenig Geld. Sie sind vom Wohlwollen des jeweiligen Chefs abhängig. Sie werden an hierarchische Gepflogenheiten gewöhnt, an einen bestimmten Umgangston. Sie können auf gute oder schlechte Lehrer treffen. Eine Gynäkologin etwa wäre bei Beendigung der Facharztausbildung 38 Jahre alt. Auf einen Kassenvertrag wartet sie im Schnitt weitere fünf Jahre. Ein Hausarzt ist durchschnittlich Anfang 35 Jahre alt, wenn er eine Praxis eröffnet. Nach einer Umfrage unter Hausärzten hat er sich damit – wie die meisten Ärzte – einen Jugendtraum erfüllt. Er wollte Arzt werden, um Menschen zu helfen. Er strebte einen Beruf an, in dem er mit Menschen zu tun hat. Hausarzt wollte er werden, der Freiheit wegen
Internet-Doktoren; Die Befragung stammt aus den späten neunziger Jahren. Damals schon klagten die Ärzte auch über die „Anspruchshaltung“ der Patienten. Deren typischer Vertreter wäre heute der halbgebildete Hypochonder, der, gerüstet mit Wissen aus Internet, Fernsehen und den Erfahrungen aus der Verwandtschaft, zum Arzt kommt, weiß, was ihm fehlt, und forsch spezielle Untersuchungen und Medikamente einfordert. Die Anspruchshaltung, so darf man annehmen, hat in den vergangenen Jahren noch zugenommen und sich im städtischen Gebiet auf die Fachärzte verlagert. „Die Medizin ist zu einer kollektiven Klagemauer geworden, aber dafür ist sie die falsche Institution“, sagt der Neurologe und Co-Autor der Hausärztestudie, Rudolf Karazman. Die Vergütung seitens der Krankenkassen fördert zudem ein teures, aber nicht unbedingt vernünftiges Verhalten der Ärzte. Niedergelassene Ärzte verdienen an der Quantität. Das ist für alle Beteiligten ein Quell der Frustration. Ein praktischer Arzt bekommt einmal im Quartal, das sind drei Monate, für einen Patienten eine Basisvergütung von 17,96 Euro überwiesen. Für die wichtigste Maßnahme im Arzt-Patienten-Verhältnis, das Gespräch, die therapeutische Erklärung, die Erkundung der Lebensumstände des Patienten, von der Kasse mit 15 Minuten kalkuliert, bekommt der Arzt 11,12 Euro überwiesen. Und das nur für zwölf Prozent seiner Patienten
Ein spezielles Imageproblem haben Zahnärzte. Ihnen eilt der Ruf voraus, sie würden gewissenlos abkassieren. Tatsächlich liegen ihre Einkommen in der unteren Hälfte der Fachärzte. Die Kassenverträge in Österreich decken – im Gegensatz zu Deutschland – nur die billigste Art der Grundversorgung: Amalgamplombe, Wurzelbehandlung, das Ziehen eines Zahns. Ein Beratungsgespräch, in dem der Zahnarzt einen Heilplan für das Gebiss vorschlägt, wird mit zehn Euro vergütet, das Röntgenfoto, das dazu notwendig wäre, wird nicht bezahlt. Besonders empört die Zahnärztin Martina Gredler, dass sie laut Kassenlogik sogar schwangeren Frauen Amalgamplomben verpassen müsste. Porzellan fällt nicht in den Leistungskatalog“
Manche Zahnärzte neigen dazu, einen Patienten mit großem Sanierungsbedarf, aber kleiner Brieftasche an die Zahnklinik weiterzuschicken, weil sie an langwierigen Wurzelbehandlungen kaum etwas verdienen. Die in diesem Fall gebräuchliche Phrase: „Ein so schwieriger Fall kann nur in einem Zentrum mit Spezialisten behandelt werden.“
… Doch vor allem Letztere leiden, wie eine bundesweite IFES-Studie 2006 ergab, unter zunehmend schlechteren Arbeitsbedingungen, die sich in überbordender Bürokratie auf Kosten von Behandlungszeiten, Personalknappheit, übervollen Ambulanzen und ständigem Zeitdruck äußern. Laut Arbeits­inspektorat verstoßen sieben von zehn Spitälern gegen das Arbeitszeitgesetz…
… Die Auswirkungen sind fatal: Jeder dritte Spitalsarzt arbeitet laut eigenen Angaben über 60 Wochenstunden, jeder zweite mehr als das erlaubte Maximum von 72 Wochenstunden. Die Turnusärzte trifft es am härtesten: Jeder fünfte rackert laut IFES hundert Stunden und mehr. Doch wo kein Kläger, da kein Richter…
… Im Wiener AKH etwa trägt ein Turnusarzt im Monat zwischen 950 und 1400 Euro netto nach Hause, ein Facharzt ohne wissenschaftliche Tätigkeit 2000 Euro, ein Facharzt mit Forschungsfeld 2400 Euro. Aufgefettet wird das Gehalt erst mit Diensten, Sonderklassegeldern und Ambulanzgebühren

Den Artikel findet Ihr unter:
http://www.news.at/articles/0815/560/202952.shtml

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